OSKAR HOLWECK - WERKVERZEICHNIS

Oskar Holweck - Werkverzeichnis in 3 Bänden. Herausgegeben von Christiane Mewes-Holweck, Siegmund Grewenig & Ulrike Schmitt. Mit Beiträgen von Petra Oelschlägel, Antoon Melissen und den Herausgebern. Köln 2025. Format: 23 x 28,5 cm. 1.280 S. Mit mehr als 2.200 meist farbigen Abbildungen, davon 120 auf Tafeln. Glossar. Hardcover. - Text in deutscher und englischer Sprache -

Subskriptionspreis Euro 280,—

Ab 1. 9. 2025 Euro 340,—

Oskar Holweck (1924-2007) gehört zu den interessantesten unbekannten Künstlern der Bundesrepublik. Nach mehr als fünf Jahren an Recherche und editorischer Arbeit ist endlich das definitive Werkverzeichnis verfügbar.

Dem OEuvrekatalog vorangestellt ist die kenntnisreiche, mit zahlreichen Dokumenten und Fotografien ausgestattete Monographie über Leben und Werk des „Pioniers der Kunst aus Papier“, seine Zeit als Mitglied von ZERO und seine Zusammenarbeit mit AZIMUTH sowie seine bis heute gültige Grundlehre, die er als langjähriger Professor an der Werkkunstschule/HBK des Saarlandes entwickelte, gefolgt von einer ausführlichen, kommentierten und bebilderten Chronologie. Das Werkverzeichnis erfaßt in chronologischer Folge sämtliche Arbeiten: Bilder, Zeichnungen, Reißreliefs, Collagen, De-Collagen, Buchobjekte, Papierskulpturen, Druckgraphik und angewandte Kunst.

Jede Arbeit ist meist farbig abgebildet und erhielt eine fortlaufende Werknummer. Genannt werden Jahr, Titel (ab 1956 Entstehungsdatum=Titel), Gattung, Maße und Technik, Material, Datierung, Signatur, gegebenenfalls zusätzliche Kommentare des Künstlers sowie Provenienz.

Eingeschlossen sind 15 je achtseitige Tafeln auf mattem Papier mit Ansichten von Details im Originalformat. Diese informieren besser über Holwecks Technik und Arbeitsweise mit Papier als jeder Kommentar.

OSKAR HOLWECK - PIONIER DER PAPIERKUNST

Oskar Holweck, der 2024 100 Jahre alt geworden wäre, gilt nicht nur in Fachkreisen als „Pionier der Papierkunst in Europa“ (Britta Kuth). Denn kaum ein anderer Künstler hat das Papier als künstlerisches Material derart konsequent und beharrlich erforscht wie der 1924 im saarländischen St. Ingbert geborene Künstler. Und selten drängt sich der Gedanke der Kontinuität so auf wie bei Holweck. Zugleich aber ist sein Werk geprägt von der „Vielfalt formaler Entdeckungen, die aus einer bewusst begrenzten und kontrollierten Basis hervorgehen“ (Hans-Peter Riese).

Dabei ist sein Hauptanliegen, „dem Material Formen seiner eigenen Art abzugewinnen“… und dabei die Wirkung des Lichtes auf Oberflächen, in Hohlräumen und durch die Eigenschaften von Werkstoffen zum Ausdruck bringen. Seine künstlerischen Methoden scheinen dabei fast grenzenlos. Reichen diese doch „vom Biegen, Knicken, Knüllen, Falten, Knittern, Drücken, Pressen, über Stauchen, Strecken, Ritzen, Durchstoßen, Reißen, Schlitzen, Schneiden, Kleben, Klopfen, Schlagen, Bohren, Sägen bis hin zum Sengen, Erhitzen, Brennen“ (Oskar Holweck). Dabei unterzieht Holweck das Papier einem Destruktionsprozess, mit dem es ihm gelingt, es in immer neue materielle Zustände zu überführen, in denen sich das faszinierende Spiel von Licht und Schatten entfalten kann. Unterstrichen wird dies durch die weitgehende Konzentration auf die weiße Farbe des Papiers. Holweck bringt damit, wie Hans-Peter Riese konstatierte, die Materialität des Werkstoffs Papier zu sich selbst. Und so ist es auch richtig, dass es Holweck grundsätzlich um „die Erforschung des Sichtbaren und um das Sichtbarmachen von Seinszuständen geht - um das Sehen und Sehen-Können“.

Dabei geht es um die Wahrnehmung minimaler Unterschiede, denn so konzeptuell sein Vorgehen ist und so oft er auch in Serien arbeitet, so unterscheiden sich doch alle seine Arbeiten durch die händische Bearbeitung in den Details, die dem einzelnen Werk im Sinne Walter Benjamins eine eigene Aura verleihen. Durch die manuelle Technik entstehen feine Unregelmäßigkeiten in den daraus resultierenden Strukturen, denen ein mediatives Moment innewohnt, das den Betrachter einlädt, sich in die Arbeit zu vertiefen.

Oskar Holweck, der in Saarbrücken und Paris studierte, begann seine künstlerische Laufbahn zunächst mit expressiven Tuschezeichnungen, die ihre Wurzeln im Informel haben. Doch schon Ende der 1950er Jahre entstanden erste konzeptuelle Tuscharbeiten, in denen das Papier nicht mehr nur als Träger, sondern als gleichberechtigter Partner der Tusche fungierte - und 1958 sogar erste Papierreliefs. Seitdem lotet Holweck konsequent die Möglichkeiten des Papiers als Material aus.

Später erweiterte er sein Repertoire vom Relief zum Buchobjekt. Diese teilweise bis zu 1,80 Meter hohen Objekte schuf Holweck zwischen 1972 und 1987. Auch wenn er sie wieder mit Dekonstruktionstechniken schuf, entwickelte er aus den für ihn speziell produzierten, unbedruckten Büchern aus handelsüblichem Schreibmaschinenpapier „organische Formen, die vom Wachsen und Blühen zu zeugen" scheinen (Dr. Simone Schimpf). Es entstanden kraftvolle, energetische Objekte, die dem Betrachter die plastischen Möglichkeiten des Papiers eindrucksvoll vor Augen führen.

Seine Nähe zur Gruppe ZERO ist unverkennbar und so war es auch folgerichtig, dass er von1958-1966 in der aktiven Zeit der Gruppe ZERO zu beinahe allen wichtigen Zeroausstellungen eingeladen wurde. Seine Werke wurden seither in über 400 Ausstellungen in Europa und den USA gezeigt. 1959 und 1972 wurde er zur documenta eingeladen, doch lehnte er die Teilnahme beide Male aus persönlichen Gründen ab. Seine Werke sind in zahlreichen internationalen Museen und privaten Sammlungen zu finden.
Neben seiner künstlerischen Tätigkeit war Oskar Holweck in der Lehre tätig. Nach einiger Zeit als kommissarischer Leiter der Grundlehre wurde Holweck 1956 hauptamtlicher Leiter der Grundlehre an der Staatlichen Schule für Kunst und Handwerk in Saarbrücken, eine Funktion, die er auch nach der Umbenennung der Schule in Werkkunstschule, Fachbereich Design, und nach deren Eingliederung in die Hochschule der Bildenden Künste Saar im Jahre 1989 innehatte. 1972 wurde er zum Professor ernannt.

Holweck knüpfte in der Grundlagenlehre an die Prinzipien des Bauhauses an und übersetzte sie in seine Zeit. Ausgehend von wahrnehmungs-phänomenologischen Untersuchungen entwickelte Holweck eine sinnliche und zugleich begriffliche Systematisierung der künstlerischen Grundlagenlehre als Grammatik der menschlichen Sinnesfähigkeit. (Institut für aktuelle Kunst, Saarlouis).


Foto: Rui Camilo

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